Die Hölle von Donnerschwee

Hörspiel- und Theaterprojekt des Staatstheaters Oldenburg
in Kooperation mit dem Lokalsender oeins und dem VfB Oldenburg.

Buch und Inszenierung: Michael Uhl.
Sounddesign und Schnitt: Christian Gude.
Dramaturgie: Matthias Grön.

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Im Fußball gibt es zwei Kernpunkte, in denen für Fans und Verein alles zusammenläuft: die erste Mannschaft und in besonderem Maße das eigene Stadion. Das Stadion ist und war schon immer ein kultischer Ort mit hohem Symbolwert. Hier werden Fans und Verein zu einer Einheit, hier wird in einem starken Konzentrat gemeinsam gehofft, geliebt, gelitten, es wird geflucht, gehasst und gejubelt. Glaube und Resignation, Triumph und vernichtende Niederlage liegen hier dicht nebeneinander. Im eigenen Stadion wird Vereins- und auch Stadtgeschichte geschrieben, das sportliche und auch das wirtschaftliche Schicksal des Vereins entscheidet sich genau an diesem Ort immer wieder aufs Neue. Und nicht zuletzt ist das Stadion auch ein Ort politischer Interessen.

In seltenen Fällen entwickelt ein Fußballplatz durch seine besondere Lage oder Architektur im Zusammenspiel mit der Masse der Fans dazu auch noch eine ganz besondere Atmosphäre. Man spricht dann vom ‚Geist‘ dieses Ortes und es fallen Beschreibungen wie ‚Hexenkessel‘ oder ‚Hölle‘. Der Gegner betritt hier den Rasen jedes Mal mit großem Respekt.
Für Oldenburg war dieser ‚Hexenkessel‘ bis zu Beginn der 1990er Jahre das alte VfB-Stadion an der Donnerschweer Straße. Wenn hier bis zu 18000 Zuschauer zu einem Spiel kamen, dann war der VfB-Platz nicht irgendeine Rasenfläche, dann sprach man von der ‚Hölle des Nordens‘ und dem ‚Geist von Donnerschwee‘. Große Mannschaften wie Borussia Dortmund, der Hamburger SV oder FC St. Pauli sind hier aufgelaufen, Fußball-Größen wie Uwe Seeler, Siegfried Held oder Rudi Assauer erinnern sich noch heute an diesen Platz.

Am 16.6.1991 war Schluss. Das letzte Spiel in Donnerschwee. Der verschuldete VfB Oldenburg hatte das Areal notgedrungen an einen Investor verkaufen müssen und spielte ab jetzt nur noch im städtischen Marschwegstadion.
‚Die Hölle des Nordens‘ verkam in den Folgejahren zur Brache. Erst 2007 wurde eine Baugenehmigung für das Gelände erteilt und der Platz daraufhin mit 44000m³ Sand aufgefüllt. Es entstand das Stadtteilzentrum Donnerschwee mit Arztpraxen, einer Apotheke, einer Bankfiliale, einer Bäckerei, zwei Supermärkten und einem großen Parkplatz.
Und so rollen heute Einkaufswagen und parken Autos, wo einst eine großartige Flanke in den Strafraum oder der ‚tödliche Pass in die Tiefe des Raumes‘ gespielt wurde.

Im Sommer 2011, genau 20 Jahre nach dem letzten Spiel, wurde der Platz erneut zum Spielfeld: Das Staatstheater Oldenburg begab sich mit der Produktion „Die Hölle von Donnerschwee“ vor Ort auf Spurensuche. In zwei Halbzeiten – einem interaktiven Hörspiel auf dem ehemaligen Stadiongelände und einem Theater-Teil im ehemaligen Clubhaus des VfB – wurden die verschiedenen zeitlichen Schichten des Ortes erneut lebendig. Unter anderem auch noch einmal eines der spannendsten Spiele der ‚Hölle‘: die Begegnung VfB Oldenburg gegen Borussia Dortmund vom Januar 1968. Radio Oldenburg eins übertrug das (Hör-)Spiel auch mehr als 40 Jahre nach der Originalbegegnung ‚live‘ und Besucher konnten (ausgestattet mit mobilen Radiogeräten) direkt vor Ort den ‚Geist von Donnerschwee‘ noch einmal miterleben.
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Im Hörspiel sind im O-Ton u.a. zu hören: Heinz Arndt, Rudi Assauer, Klaus Baumgart, Peter Darsow, Heinrich Erkens, Kurt Heeren, Siegfried Held, Waldemar Hoffmann, Horst Hollmann, Erwin Jung, Horst Klemmer, Werner Köddermann, Helmut Mrosla, Wolfgang Paul, Werner Sept und Uwe Seeler.
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Hören Sie hier vier Ausschnitte:

Das Hörspiel als ‚erste Halbzeit‘ der Aufführung hat eine Länge von 43’02“ Minuten.

Ausschnitt 1 ist der Beginn des Hörspiels. Der Rundgang durch das ehemalige VfB-Stadion und seine verschiedenen Zeitschichten beginnt für die Hörer im ehemaligen Eingangsbereich (heute Vorplatz des Stadtteilzentrums Donnerschwee). Gut im Blick hat man von hier aus auch das ehemalige Clubhaus des Vereins.

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Ausschnitt 2 setzt in Minute 13 des Hörspiels ein. In ihm nähert sich der Hörer (zeitlich und räumlich) nach und nach immer mehr dem Spielfeld, bis er sich plötzlich in der Mitte des Platzes am Anstoßpunkt wiederfindet …

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Ausschnitt 3 beginnt bei Minute 31 des Hörspiels. Es ist der 28. Januar 1968. Wir befinden uns zu Beginn der zweiten Halbzeit des Spiels VfB Oldenburg gegen den Europapokalsieger von 1966 Borussia Dortmund. ‚Die Hölle des Nordens‘ kocht! Und der VfB führt 2:0 …

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In Ausschnitt 4 befinden wir uns in Minute 34 des Hörspiels. Und im Spiel gegen Borussia Dortmund kommt es zum Showdown in der 87. Minute …

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Sprecherinnen und Sprecher:
Caroline Nagel, Vincent Doddema, Sebastian Herrmann, Gerhard Jansen, K.D. Schmidt, Hartmut Schories sowie VfB-Fans im Block J.
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O-Ton-Stimmen:
Heinz Arndt, Rudi Assauer, Klaus Baumgart, Peter Darsow, Heinrich Erkens, Siegfried Held, Waldemar Hoffmann, Horst Hollmann, Erwin Jung, Horst Klemmer, Werner Köddermann, Helmut Mrosla, Wolfgang Paul, Werner Sept und Uwe Seeler.
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„Die Hölle von Donnerschwee“ hatte Premiere am 28.5.2011 auf dem Gelände des ehemaligen VfB-Stadions und im ehemaligen Clubhaus des VfB Oldenburg an der Donnerschweer Straße.