Hörbücher

Ton, Rhythmus, Melodie …

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Hörbücher sind heute ein absolutes Massenprodukt. Oft leider sehr schnell und unter großem Preisdruck oder eben mit bekannten Stimmen und in hohen Auflagen produziert, so dass man in jedem Fall selbst umfangreiche Lesungen schon für ein paar Euro findet. Jede Form von Literatur und jede Neuerscheinung ist so schnell wie möglich auch als Hörbuch erhältlich. Selbst beim Discounter um die Ecke stößt man regelmäßig auf „Hörbuch-Aktionswochen“.
Man kommt also schnell zu der Frage, welchen Wert ein Hörbuch heute überhaupt hat?
Und warum bei dieser Fülle, Masse und Schnelllebigkeit überhaupt noch selbst ein Hörbuch produzieren?

Mögliche Antworten: Weil das Hörbuch – aus der Hörer:innen-Perspektive betrachtet – ein wunderbarer Weg sein kann, sich dem Kern selbst schwieriger Texte zu nähern. Man denke nur an die Werke von Thomas Mann und die großartigen Interpretationen von Gert Westphal … Plötzlich hört man die Sprachmelodie, den lebendigen Rhythmus, bekommt eine Nähe zu dem jeweiligen Text und versteht.
Und zum Anderen kann eine Aufnahme sich lohnen, weil das Hörbuch – aus der Produktionsperspektive betrachtet – eine wunderbar intensive Auseinandersetzung mit einem Text und ein interessantes Experimentierfeld sein kann. Was ist der zentrale „Ton“ eines Textes? Wie lebendig, wie subjektiv dürfen / können die Figuren dargestellt werden? Kann ein Hörbuch Geräusche enthalten? In jedem Fall muss es nicht nur monotone Lesung sein, es ist aber eben auch kein Hörspiel … Irgendwo zwischen all diesen Entscheidungen bewegt man sich bei jeder Neuproduktion.

Bisher sind die folgenden Produktionen entstanden:
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Jameel Juratly: Das Gedächtnis der Schwalben – syrisch-deutsche Beobachtungen.
Gesprochen von Christian Gude.

Jameel Juratly lebt seit dem Jahr 2015 in Oldenburg. Vor einigen Jahren musste er das gesamte Leben seiner Familie in Homs in Syrien in ein paar Koffer packen. Seine Alltagsbeobachtungen beschreibt er regelmäßig in Texten und befasst sich darüber hinaus immer wieder gerne mit Redewendungen und den “Ecken und Kanten” der deutschen Sprache.
Dieses Hörbuch entstand nach der Begegnung und dem Gespräch mit Jameel Juratly im Rahmen des Podcasts „Stadtgeschichte(n)“ (die entsprechende Folge kann man hier hören). Es enthält die folgenden Texte:

Ich packe meinen Koffer, Briefkästen, Der Zauberwürfel, Das Gedächtnis der Schwalben, Arabische Redewendung, Schrottwichteln, Der kaukasische Kreidekreis.

Produziert im Jahr 2022. Länge: 40 Minuten. Als Download findet man das komplette Hörbuch hier auf den Seiten von bandcamp.com.

Hören Sie als Ausschnitt hier den Text „Ich packe meinen Koffer“:

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Kurt Tucholsky: Gruß nach vorn – Texte und Gedichte.
Gesprochen von Christian Gude.

Auch heute noch: Wie weitsichtig, aktuell, witzig, feinfühlig und wahr sind doch die Gedanken und Betrachtungen von Kurt Tucholsky! Das Hörbuch enthält folgende Texte und Gedichte:

An das Publikum, Gruß nach vorn, Mieter und Vermieter, Confessio, Ein Glas klingt, Augen in der Großstadt, In der Hotelhalle, Wo kommen die Löcher im Käse her?

Produziert im Jahr 2021. Länge: 50 Minuten. Diese Produktion findet man komplett als Download hier auf den Seiten von bandcamp.com.

Hören Sie als Ausschnitt hier den Text „An das Publikum“:

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Anton P. Tschechow: Die Dame mit dem Hündchen.
Gesprochen von Christian Gude.

Die Begegnung des Moskauer Bankangestellten Dmitrij Dmitrijewitsch Gurow mit der zwanzig Jahre jüngeren Anna Ssergejewna während eines Kuraufenthaltes in Jalta, eine Äffare zweier verheirateter Menschen … und eine Erzählung in vier Kapiteln, mit der man auch nach dem letzten Satz nicht so schnell fertig wird …

Eine Produktion aus dem Jahr 2020 mit einer Länge von 49 Minuten. Dieses Hörbuch findet man als Download hier auf den Seiten von bandcamp.com.

Hören Sie als Ausschnitt hier den Anfang der Erzählung:

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